AUSWERTUNG DER STATISTISCHEN DATEN

2001 wurden insgesamt 16.338 AnruferInnen von den Mitarbeiterinnen der Helpline betreut, beraten und unterstützt. Obwohl die Helpline medial kaum beworben wurde, haben die Telefonate im Vergleich zum letzten Jahr um 100% zugenommen. Täglich wenden sich durchschnittlich etwa 45 AnruferInnen an die Helpline.

An dieser Stelle muss darauf hineingewiesen werden, dass hier nur die tatsächlich angenommenen Anrufe erfasst werden. Zahlreiche Anrufe, die auf Grund von Einfachbesetzung und geringer Personalkapazität nicht entgegengenommen werden konnten, scheinen daher in der Statistik auch nicht auf.

Mit 66% aller AnruferInnen wurde ein Gespräch geführt, wobei die Kontaktaufnahmen unterschiedlicher Art waren (siehe Anzahl und Art der Anrufe). Die verschiedenen Formen der Kontaktaufnahme sind jedoch typisch für eine telefonische Beratungseinrichtung.

34% der AnruferInnen hinterließen keine Nachricht, sondern schwiegen am Telefon und/oder legten nach kurzer Zeit wieder auf. Diese Anrufe wurden als "Schweigeanrufe" mittels "Stricherlliste" dokumentiert. Über diese Anrufe können keine konkreten Aussagen getroffen werden.

Etwa 2.056 Personen, also 19% der AnruferInnen wandten sich mit einem konkreten (Gewalt)problem an die Helpline, dies entspricht etwa fünf Anrufen pro Tag im Durchschnitt.

Von allen AnruferInnen wurden innerhalb eines Jahres 233 Frauen von den Beraterinnen der Helpline in einer akuten Gewaltsituation unterstützt. Eine Zahl, die sich im Vergleich zum selben Zeitraum im vergangenen Jahr verdoppelt hat. In diesen Fällen wurde im Auftrag der betroffenen Frauen bei der Exekutive interveniert oder Kontakt zu den nächstgelegenen Frauenhäusern hergestellt. Die Helpline verzeichnet vor allem nachts und an Wochenenden vermehrt Notfälle und Anrufe aufgrund akuter Krisensituationen.

Unter Blitzableiter (17%) fassen wir jene AnruferInnen zusammen, die sich mit aggressivem, angriffigem Inhalt an die Helpline - jedoch nicht persönlich gegen die Beraterinnen - wandten. Dies sind vorwiegend Kinder und Jugendliche, die z.B. ihren Schulfrust mittels aggressiven Bemerkungen abladen wollen.

Personen, die beim ersten Anruf nicht den Mut haben, sofort über ihre Probleme zu sprechen, fallen unter primäre Kontaktaufnahme (19%). Diese Anrufe dienen einer ersten Kontaktaufnahme, meist durch Jugendliche und Kinder, des öfteren aber auch - wie zu vermuten bleibt - durch Frauen, die sich durch wiederholtes Ausprobieren der Nummer erst Mut machen bzw. sich erst einmal versichern wollen, dass es die Nummer tatsächlich gibt. Oft ist zu hören "Entschuldigung, hab mich verwählt", "Falsch verbunden", oder es werden "Geschichten" konstruiert, um die Reaktionen der Beraterinnen zu testen.

Unter der Kategorie Pubertät (9%) verstehen wir jene Anrufe, die in der einen oder anderen Form Fragen zur Pubertät zum Inhalt haben, sofern sie nicht als "konkrete Anliegen" zu werten sind, also Fragen zum Thema Sexualität, eigener Körper, Homosexualität, Schwangerschaft, Beziehung, Freundschaft, etc.

8% fallen unter die Kategorie Sexueller Angriff. Dies sind Anrufe, in denen die Beraterinnen mit sexualisierten Beschimpfungen konfrontiert sind.

Anrufer, die aggressivere Inhalte als Blitzableiter-Anrufe hatten, wurden als Provokation (24%) zusammengefasst. Es handelt sich um wiederholte Blitzableiter, die eine Provokation der betreffenden Mitarbeiterin in ihrer Funktion als Beraterin zum Inhalt haben. Es sind vor allem Anrufe von Jugendlichen, die aller Wahrscheinlichkeit nach dem Testen von Grenzen dienen, aber im Besonderen auch den Sinn eines "Abreagierens" und "Machtdemonstrierens" haben können. Hier haben sie die Macht, das Gespräch zu beenden, den Inhalt mehr oder weniger zu bestimmen und somit auch "Macht" über eine Erwachsene. Unter Umständen handelt es sich dabei aber auch um Anrufe von Erwachsenen, meist von Männern, die sich beispielsweise darüber beschweren, dass es eine ähnliche Einrichtung nicht für Männer gibt.

Vielen Personen und MitarbeiterInnen von Einrichtungen (2%) boten die Beraterinnen Informationen im Sinne von Service an. Darunter fallen diverse Anfragen zu unterschiedlichen Themen, Einrichtungen, Behörden und Privatpersonen. Als zusätzliches Service bietet die Helpline auch den Versand von Infomaterialien sowie Recherchen im Internet an. So werden Informationen kundInnenfreundlich und unbürokratisch weitergegeben.

Unter Sonstiges (2%) sind alle übrigen Anrufe zusammengefasst, die unter den oben genannten Begriffen nicht oder nur schwer einzuordnen sind. Solche Telefonate beginnen beispielsweise oft als ernste Gespräche, im Verlauf stellt sich jedoch heraus, dass hier eine Realität konstruiert wurde, um die Beraterinnen zu testen. Meist sind dies auch MehrfachanruferInnen.

52% der Anrufe kamen von Frauen, Mädchen und weiblichen Jugendlichen. Auch Männer nehmen diese Einrichtung in Anspruch. 28 % Männer, Buben und männliche Jugendliche haben sich im vergangenen Jahr an die Frauenhelpline gewandt. Neben den männlichen Jugendlichen sind dies vor allem Personen aus dem Umfeld der Betroffenen, die sich Sorgen machen und sich Auskunft für ihre Arbeitskollegin, Schwester, Mutter oder Bekannte holen. Bei den restlichen AnruferInnen (20%) handelt es sich um Kinder und Jugendliche, bei denen das Geschlecht nicht zugeordnet werden konnte.

Etwa ein Viertel aller erfassten Anrufe erfolgen am Wochenende, in einer Zeit, in der andere Hilfseinrichtungen geschlossen haben (27%).

Von den Anrufen während der Woche ist ein Großteil (49%) am Nachmittag in der Zeit von 12-18 Uhr zu verzeichnen. 28% der AnruferInnen wurden vom Helplineteam am Abend und 7% in der Nacht betreut.

10 % der AnruferInnen sind Kinder, 51% Jugendliche und junge Erwachsene bis 18 Jahre. Ein Grund für den hohen Anteil an Jugendlichen ist sicherlich am Bekanntheitsgrad der Einrichtung an Schulen zu suchen. Das Anti-Gewalt-Comic für Jugendliche "Bad Secrets", welches mit der Helplinenummer versehen ist wird seit zwei Jahren verstärkt von Schulen bestellt und als Unterrichtsmaterial zum Thema Gewalt in der Familie verwendet. Ein nicht unwesentlicher Grund liegt auch darin, dass die Nummer kostenlos zur Verfügung steht. 16% sind Erwachsene, wobei zunehmend ältere Frauen über 50 Jahre die Helpline in Anspruch nehmen. Bei etwa 22% war das Alter nicht ersichtlich, es wird auch nicht bei jedem Gespräch erfragt bzw. angegeben.

Unter allen AnruferInnen wandten sich knapp 300 MigrantInnen (3%) an die Helpline.

40% aller AnruferInnen, die ihre Herkunft bekanntgaben, kamen aus dem Raum Wien und Umgebung. Etwa 17% aus der Steiermark, 15% aus Niederösterreich und 9% aus Oberösterreich. Die Anfragen aus den westlichen und südlichen Bundesländern haben sich im Vergleich zu den ersten Jahren wesentlich gesteigert, insbesondere Tirol mit 11%. Die anderen Bundesländer bewegen sich zwischen ein Prozent und vier Prozent. Aus Anonymitätsgründen werden die AnruferInnen nicht dezidiert nach ihrem Wohnort gefragt.

Unter "Inhalt der Anrufe" werden all jene Thematiken erfasst, die in den Telefonaten angesprochen werden. Daher sind - bezogen auf ein Gespräch - Mehrfachnennungen häufig.

Bei 32% der Anrufe war eine konkrete Gewaltsituation Inhalt des Gesprächs. 15% der Inhalte bezogen sich auf Probleme in der Familie. Eine Trennung bzw. eine Beziehungskrise war in 12% der Anrufe Thema. In ebensovielen Anrufen waren Probleme, die sich aus der Lebensgeschichte der AnruferInnen ergaben und zum Teil mit Gewalterfahrungen in Zusammenhang standen, Inhalt der Gespräche. Unter der Rubrik "Probleme bzw. Unzufriedenheit mit Institutionen" werden beispielsweise Thematiken erfasst, die Beschwerden über das Vorgehen von Exekutive und/oder anderen Behörden beinhalten. Unter "Sonstiges" (20%) fallen Inhalte wie Suiziddrohungen, Gesundheit, Schwangerschaft, psychische Probleme, etc.

Die Helpline wurde auch von Personen aus dem Umfeld der Betroffenen angerufen, die bezüglich einer Hilfestellung, Informationen oder Auskunft, dieses Service in Anspruch nahmen. 32% der Anrufe kamen von nahen und weiteren Angehörigen (Kinder, Geschwister, (Ex-)Ehepartner, Eltern, usw.). Der Großteil der Anfragen kam von Personen aus dem sozialen Nahraum (Bekannte, NachbarInnen, ArbeitskollegInnen und FreundInnen) und von Institutionen (68%).

Die zentrale Aufgabe der Helpline liegt in der Beratung. Aber auch die Informationsweitergabe und die möglichst unbürokratische Weitervermittlung an die zuständigen Adressen und Einrichtungen bilden einen wichtigen Faktor. Das bedeutet, dass es in sehr vielen Gesprächen nach intensiver Beratung und Information auch zu einer Weitervermittlung kommt. Dabei werden die Hilfesuchenden gezielt an die entsprechenden regionalen Beratungs- und Opferschutzeinrichtungen und/oder sozialen Institutionen verwiesen.

Unter die Rubrik "Sonstige" fallen Einrichtungen wie z.B. Männerberatungsstellen, Familienberatungsstellen, Rechtsberatungsinstitutionen, etc.

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